Bistumgsgebäude

Description

Vom barocken Klosterkomplex zum geistlichen Zentrum

Nördlich des Domes erstreckt sich mit dem heutigen Bistumsgebäude ein historisch und künstlerisch bedeutender Gebäudekomplex: das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift, das bis heute das geistliche Zentrum der Diözese St. Pölten bildet. Die Anlage, bestehend aus fünf Höfen, steht exemplarisch für den barocken Klosterbau des 17. und 18. Jahrhunderts – und ist zugleich ein Schatzhaus sakraler Kunst.

Ein barocker Klosterneubau mit mittelalterlichem Erbe

Die heutige Klosteranlage geht fast vollständig auf einen Neubau unter Propst Johannes Fünfleuthner zurück, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgte. Über eine Tür im nördlichen Seitenschiff des Doms betritt man den zur selben Zeit entstandenen Kreuzgang, dessen Ostseite mehrere spätmittelalterliche Grabplatten zieren. Herausragend ist das Grabmal der Familie Hagenauer mit einem Kreuzigungsrelief von 1337 – das bedeutendste mittelalterliche Kunstwerk im Stiftsbereich.

Kunstkammer des Barock: Bibliothek, Oratorium, Diözesanmuseum

Eine Treppe in der Nordostecke des Kreuzgangs führt in das Diözesanmuseum, das 1988 wiedereröffnet wurde. Es umfasst unter anderem die barockisierte Stiftsbibliothek, deren Ausstattung mit Skulpturen von Peter Widerin sowie Fresken von Daniel Gran und Paul Troger zu den Höhepunkten barocker Sakralkunst in St. Pölten zählt.

Im Südflügel befindet sich das bischöfliche Oratorium, das direkt an den Dom anschließt – ein Ort der geistlichen Einkehr ebenso wie des kulturellen Austauschs.

Brunnenhof, Barockgitter und ein prominenter Gast

Durch ein Tor an der Nordseite des Kreuzgangs erreicht man den Brunnenhof, benannt nach dem eleganten Marmorbrunnen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Osttrakt beherbergt den eindrucksvollen Hauptstiegenaufgang, einst repräsentativer Zugang zum Gasttrakt der Chorherren. Das barocke Gittertor von 1727 markiert den Eingang, über dem sich eine Gedenktafel an Franz Schuberts Besuch bei Bischof Dankesreither befindet – eine Erinnerung an den kurzen, aber denkwürdigen Aufenthalt des Komponisten in St. Pölten.

Im Inneren führt eine reich stuckierte Treppe hinauf, flankiert von Figuren der Heiligen Johannes von Nepomuk und Johannes Cantius, ergänzt durch ein Wandrelief „Raphael mit Tobias“ von Jakob Christoph Schletterer.

Stiftspforte mit Allegorie und Erinnerung

Die Bischofsallee mündet schließlich ins Bischofstor, das den östlichen Abschluss des ehemaligen Stiftsbereichs bildet. Dieses späteste bekannte Werk von Joseph Munggenast trägt die allegorischen Figuren „Glaube, Hoffnung, Liebe“ sowie das Wappen von Bischof Kerens, das später hinzugefügt wurde. Ursprünglich rund 15 Meter weiter östlich gelegen, wurde das Tor 1908 im Zuge des Baus der Bezirkshauptmannschaft an seinen heutigen Standort versetzt.

Kurz davor lässt sich rechts hinter der Klostermauer ein besonderes architektonisches Zeugnis entdecken: ein Teil der noch erhaltenen romanischen Apsis des Domes – ein stiller Gruß aus dem Mittelalter inmitten barocker Pracht.

Location and how to get there